Wenn Schule für dein Kind ein Kampf ist…

Die Schule- ein Ort der Freude, ein Tor zu Wissen über die Welt, die Buchstaben, die Zahlen, zum Erforschen und spielerisch lernen. Wie aufregend es doch für uns alle war, als wir die Zuckertüte bekamen und wir endlich ein Schulkind sein konnten, doch dann trafen wir tatsächlich auf den „Ernst des Lebens“.

Was ist passiert? Wer hat hat diesen „Ernst“ eingeladen und warum bleibt er Klasse für Klasse sitzen, dass wir ihn scheinbar nicht mehr loswerden, sogar weit über die Schule hinaus? Ich meine nicht das Kind, dessen Name Ernst ist, sondern diesen kleinen, hartnäckigen, fiesen Glaubenssatz: „Der Ernst des Lebens“, womöglich eingeführt in der Zeit, als es noch Schlagstöcke gab.

Wie können wir Eltern damit umgehen, wenn an der Schule unserer Kinder, dieser Ernst konsequent als Erziehungswerkzeug eingesetzt wird? Was können wir tun, wenn Lehrer mit einer ordentlichen Portion Zucht versuchen, unsere Kinder zu unauffälligen, angepassten Erwachsenen heranzuziehen, die keinerlei Ärger machen, wodurch die pädagogische Arbeit gestört werden kann?

Zucht und Ordnung hat noch niemanden geschadet, möge vielleicht der eine oder andere denken, aber ist es tatsächlich pädagogisch wertvoll, diese veraltete Lehrmethode fortzusetzen? Meiner Meinung nach, führt sie nur zu mehr Gewalt unter Kindern, da sie keinen Raum bekommen um ihre Gefühle und Bedürfnisse klar auszudrücken, bzw. es nie gelernt bekommen überhaupt zu verstehen, was Gefühle und Emotionen überhaupt sind.

Lehrer machen Eltern dafür verantwortlich, wenn die Kinder im Unterricht unaufmerksam sind, Mitschüler schlagen usw., und Eltern machen die Lehrer verantwortlich. Die Kinder stehen irgendwo dazwischen.

Wer hat also Schuld?

Ein Erzieher, eine Erzieherin oder auch ein Lehrer, eine Lehrerin in der heutigen Zeit zu sein, ist, wenn ich es mal aus einer neutralen Postion betrachte, Schwerstarbeit. Sie haben es nicht „nur“ mit den Kindern, sondern auch mit den Eltern zutun, die hohe Ansprüche an sie haben und auch die gesamte Verantwortung in sie hineinlegen. Diesen Spagat zu halten, braucht ein stabiles Nervenkostüm. Andererseits werden aber auch Eltern sehr mit einer meist eingetretenen Überforderung der Lehrer konfrontiert, wenn unsere Kinder nicht in ein Schema X passen. Haben die Eltern in der Erziehung versagt oder die Lehrer?

Wo liegt die Antwort und was ist eine mögliche Lösung?

Ja, es gibt Lehrer/innen, die an dem verstaubten Wissensstand von vor 30/40 Jahren festhalten und nicht bemerkt haben, dass die Kinder der heutigen Zeit sich nicht mehr in Schubladen stecken lassen. Sie kommen mit einem viel höheren Bewusstsein auf diese Welt und haben alle ganz individuelle Persönlichkeiten, Stärken und Schwächen. Kinder lassen sich nicht ERZIEHEN. Das schien früher funktioniert zu haben, hat es aber damals schon nicht wirklich. Du kannst es ihnen nur richtig VORLEBEN. Kinder sind zum Einen, ein Spiegel unseres Selbst, d.h. alles was sie nach Außen hin zeigen, sind Themen die wir selbst in uns tragen und zum Anderen, haben sie nicht gelernt genau zu formulieren was sie fühlen. Warum haben sie das nicht gelernt? Weil es uns auch niemand gelernt hat und wir es deswegen nicht vorleben.

Wir Eltern bemerken gar nicht, wie wir unseren Stress zu Hause versuchen zu verdrängen, reagieren dann gereizt wenn unsere Kinder genau in dem Moment wenn du dich gerade ausruhen möchtest, irgendeine Hausaufgabe nicht verstehen. Wir können genauso wenig wie unsere Kinder damit umgehen ( einige jedenfalls), schon im Vorfeld klar zu formulieren welche Bedürfnisse wir haben, erst wenn diese gestört werden, platzt es emotional aus uns heraus.

Meine Tipps an Lehrer und Eltern:

  • schaut zuerst eure eigenen Themen an. Seid ihr selbst gestresst, genervt, vergleicht ihr euch oder eure Kinder zu sehr mit Anderen und bildet dadurch einen Konkurrenzkampf unter ihnen? Nehmt eure Kinder so an wie sie sind und erkennt ihre Stärken und Schwächen.
  • begegnet ihnen auf Augenhöhe und behandelt sie genauso respektvoll, wie ihr von ihnen respektvoll behandelt werden wollt. Sprecht ihr von oben herab mit ihnen, werden sie sich auch so anderen gegenüber verhalten.
  • bleibt gelassen und habt Vertrauen in eure Kinder, sie werden ihren Weg meistern
  • bringt mehr Leichtigkeit und Freude ins Lernen, vor allem in der Grundschule
  • nur wenn Kinder Spass daran haben, wollen sie auch lernen und es gibt einen schönen Satz von Dieter Lange: “ Wer Leistung will, muss Sinn bieten“ das fängt in der Schulzeit an und sollte auch jeder Arbeitgeber beherzigen! „Du musst viel lernen, dass mal was aus dir wird“, ist der falsche Ansatz. „Lernen hilft dir zu erfahren wer du bist und was deine Berufung ist“. Das wäre ein Ansatz, der Sinn macht.
  • setzt sie nicht unter Druck, auch wenn sie nicht die besten Noten haben, motiviert sie, lobt sie für Dinge die sie gut können und wisst, dass jede kleine Seele einen Plan hat. Wenn sie merken, dass sie für sich lernen und nicht für euch, dann wird auch der Schalter umgelegt
  • Kinder können ganz besonders gut sagen, was sie für materielle Dinge unbedingt wollen( z.B.: Süßigkeiten) und worauf sie keinen Bock haben- aber lernt ihnen die Worte für das zu finden, was sie fühlen, was sie sich von Herzen wünschen- z.B.: „Ich liebe es, wenn du mit mir kuschelst, Mama“ oder „Es es ist so aufregend für mich, wenn ich mit dir auf die Baustelle darf, Papa“- „Ich fühle mich in der Schule nicht wohl, weil die anderen besser sind als ich“ ( so erkennt ihr den Vergleichsdruck und das Gefühl ist raus aus dem Kopf des Kindes, es ist gesagt und kann aufgelöst werden, durch eure Fürsorge und Motivation an sich zu glauben ohne auf andere zu schauen.)
  • sagt niemals Sätze wie: „Indianer kennen keinen Schmerz“ oder „Hör auf zu Weinen, es ist doch gar nicht schlimm“, „Sei nicht wütend, das bringt doch nichts“. “ Schäm dich, das macht man nicht“. ( Kinder haben ein angeborenes Schamgefühl und dies sollte nicht als Strafe benutzt werden, das prägt sie und erstickt das natürliche Schamgefühl, was sehr intim ist) Diese Sätze verhindern gelebte Gefühle, die genau in dem Moment gelebt werden wollen und kommen dann irgendwann als Emotion unkontrolliert heraus: z.B. als Gewalt an einem unschuldigen Mitschülern, der genau das unterdrückte Gefühl gerade unbewußt triggert, nur weil er vielleicht gerade im Weg stand oder gelacht hat
  • Vermeide das Wort „man“. (3. Person Singular) Kinder sind nicht dumm und brauchen von uns klare Worte, die für sie Sinn machen, Jeder Satz mit einer imaginären Person in Verbindung gebracht, also mit „man“, geht in ein Ohr rein und in das andere heraus. Setze das Wort ICH (1. Person Singular)  ein und dann kann ein Kind nachvollziehen, was du fühlst. z.B: „Ich finde das nicht schön, wie du dich anderen Mitschülern verhältst, das macht mich traurig.“ Das Kind merkt, dass es nicht eine unbekannte Person damit verletzt, sondern Dich. Das kann sicher deinem Kind oder deinem Schüler in dem Moment völlig Wurscht sein, je nachdem wie gross seine emotionale Mauer schon aufgebaut ist, aber es wird mit der Zeit Wirkung zeigen. Einem Kind ist es nicht auf Dauer egal, wenn es andere verletzt. Wenn es so ist, dann braucht dieses Kind nicht härtere Strafen , sondern viel mehr Liebe und Aufmerksamkeit. Es gibt immer eine Ursache, die manchmal tiefer verborgen ist.
  • seid ihr selbst und lebt eure Authentizität und nicht antrainierte Verhaltensformen, das durchschauen Kinder. Sie brauchen das Echtsein.    Lasst sie wieder KINDSEIN, seid selber auch wieder mehr Kind ( das tragen wir ein Leben lang in uns) und schickt den „ERNST DES LEBENS“ endlich auf den Mond!
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